26. May 2023

Aeneas Sage - Flucht aus Troja & seine Irrfahrten

[shariff]

    Wenn man den Namen Troja hört, haben die meisten von uns die Sage von Odysseus im Kopf. Wie er sich in einem hölzernen Pferd versteckte und so die Trojaner überlisten und die Stadt erobern konnte. Doch Geschichte wird nicht nur von den Siegern geschrieben, denn auf der anderen Seite kämpfte ein anderer Heroe: Aeneas. Ein großer Held, der sowohl griechischen als auch römischen Mythologie. Die Geschichte erzählt von seiner Flucht aus der brennenden Stadt Troja, seinen Irrfahrten auf See und der Besiedelung Italiens. Aeneas wird auch als Stammvater der Römer bezeichnet. Denn seiner Blutlinie entstammten die Brüder Romulus und Remus, welche Hunderte Jahre später die Stadt Rom gründeten.

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    Aeneas Stammbaum

    Aeneas Herkunft geht zurück auf das große und mächtige Geschlecht der Götter. Seine Mutter war Venus (griech. Aphrodite), die Göttin der Liebe, Schönheit und Leidenschaft. Sein Vater Anchises gehörte dem trojanischen Königsgeschlecht an und herrschte über die Stadt Dardania. Jupiter (griech. Zeus) hatte in Venus eine unstillbare Liebe für den schönen König Anchises entbrennen lassen. So begegnete sie ihn auf dem Berg Ida in Gestalt einer phrygischen Hirtin. Dort zeugten die beiden Aeneas. Da Venus sich wegen ihrer Liebe zu einem Sterblichen schämte, ließ sie Anchises schwören, niemanden davon zu berichten. Eines Abends im Rausche prahlte Anchises jedoch mit seiner Eroberung. Zur Strafe traf ihn sogleich ein Blitz von Jupiter, der ihn lähmte und/oder erblindete (je nach Auffassung). Aeneas selbst gilt auch als Stammvater der Römer, da aus seiner Blutlinie Romulus und Remus entsprangen, welche letztendlich Rom gründeten.

    Aeneas Stammbaum

     

    Aeneas Flucht aus Troja

    Troja stand in Flammen. Die Stadt, welche zehn Jahre lang den Griechen standgehalten hatte, war gefallen. Eine List des Odysseus hatte dafür gesorgt, dass die Griechen in einem hölzernen Pferd in die Stadt gelangten, um von innen die Stadttore für die Streitmacht zu öffnen. Durch einen Traum wurde Aeneas von der Göttin Venus gewarnt und erwachte aus seinem Schlaf. Aeneas wollte aus der brennenden Stadt fliehen, doch sein Vater Anchises weigerte sich. Erst als eine Flamme vom Himmel auf Aeneas' Haupt fiel, ohne ihn zu verbrennen, willigte Anchises in die Flucht ein. Aeneas trug seinen gelähmten und erblindeten Vater auf den Schultern, seinen Sohn Ascanius hielt er an der Hand, seine Frau Krëusa im Schlepptau. Auf der Flucht schlossen sich ihm weitere Trojaner an, doch seine Frau verlor er ihm Kampfgetümmel. Seine Mutter Venus leitete ihn durch die kämpfende Stadt, bis Aeneas und seine Anhänger das Ufer des Meeres erreichten.

    Aeneas Irrfahrten – Vergil „Aeneis“

    Nach der brenzligen Flucht aus der brennenden Stadt Troja sammelten sich Aeneas und seine Anhänger in einer kleinen Hafenstadt. Dort erbauten sich die Geflüchteten eine Flotte und stachen gemeinsam in See auf der Suche nach einer neuen Heimat. Ebenda begannen Aeneas Irrfahrten, die in Vergils Werk "Aeneis" in insgesamt 12 Büchern erzählt werden. Auf der Seereise durchlief der Held insgesamt 11 Stationen, ehe er letztendlich sein Ziel erreichte:

    • Troja
    • Thrakien
    • Delos
    • Kreta
    • Epeiros
    • Der Vulkan Ätna
    • Drepanos
    • Karthago
    • Segesta
    • Cumae
    • Latium

    Sieben Jahre dauerte Aeneas' Irrfahrten insgesamt an. Die ersten Versuche, in Thrakien, Delos und Kreta eine neue Stadt zu gründen, wurden durch schlechte Vorzeichen der Götter vereitelt. In einem Traum erfuhr Aeneas, dass sein Ziel sich in Italien befindet. Sturm und Harpyien zwangen die Flüchtlinge zu einem Halt in Epeiros. Aufgrund der feindlichen Griechen musste Aeneas jedoch über Sizilien segeln, um Italien zu erreichen. Als sie an das Meeresungeheuer Charybdis gerieten, wurde Aeneas' Flotte am Vulkan Ätna an Land gespült, wo die Kyklopen wohnen. Dort trafen die Trojaner Achemenides, einen Begleiter Odysseus', welchen sie vor dem Kyklopen Polyphemos retteten. Auf der weiteren Reise verstarb Aeneas' Vater Anchises jedoch tragischerweise. Durch einen von der Göttin Juno heraufbeschworenen Sturm, der Aeneas Vorhaben vereiteln wollte, landeten die Trojaner unvorhergesehen in Karthago.

     

    Aeneas und Dido

    In Karthago angekommen, traf Aeneas auf Dido, die Gründerin und Königin der blühenden Stadt. Dido selbst war Jahre zuvor aus Phönizien geflohen, nachdem ihr Bruder ihren Ehegatten ermordet hatte. Danach schwor sie sich, keinen Mann je wieder zu vertrauen oder zu lieben. Durch eine Intrige der Göttinnen Venus und Juno verliebten sich die beiden letztendlich ineinander. Venus wollte ihren Sohn vor weiteren Irrfahrten schützen, während Juno Aeneas davon abhalten wollte, in Italien eine weitere Großmacht aufzubauen. Jupiter hingegen hatte andere Pläne für seinen auserwählten Helden. Deshalb schickte er Merkur, den Götterboten, zu Aeneas, um ihn an seine göttliche Aufgabe zu erinnern, ein neues Troja zu gründen. Sein geplanter heimlicher Aufbruch von Karthago wurde jedoch vereitelt, als Dido ihn bei seiner nächtlichen Flucht erwischte. Doch selbst die Tränen der Königin konnten Aeneas nicht aufhalten, und so segelte er mit seiner Flotte weiter nach Italien. Dido nahm sich vor Verzweiflung selbst das Leben und verfluchte Aeneas mit ihrem letzten Atemzug. Diese Tragödie markierte den Beginn der Feindschaft zwischen Rom und Karthago.

     

    Aeneas in der Unterwelt

    Als sein Vater Anchises ihm eines Nachts im Traum erschien und ihn aufforderte, ihn in der Unterwelt zu besuchen, machte sich Aeneas auf den Weg nach Cumae. Dort bat er die Apollo-Priesterin Sybille um Rat, wie ihm gelinge, lebend in den Hades hinunterzusteigen. Aeneas musste einen goldenen Zweig pflückten, welcher der Göttin Persephone geweihten war. Dies gelang dem Trojaner, was nun bewies, dass es ihm vom Schicksal bestimmt war, die Unterwelt zu betreten. Sybille begleitete Aeneas bei seinem gefährlichen Abstieg. Als die beiden auf dem Fährmann Charon trafen, zeigte Aeneas ihm den goldenen Zweig, worauf dieser die beiden über den Fluss Styx führte. Sybille betäubte den dreiköpfigen Hund Kerberos, welcher den Eingang zum Hades bewacht. Aeneas traf auf viele wesenlose Schatten, darunter auch die Königin Dido. Doch auf seine gefühlvolle Entschuldigung reagierte die ehemalige Königin nicht. In Elysium trafen die beiden schließlich auf Aeneas' Vater Anchises. Dieser offenbarte Aeneas die zukünftige Größe und Macht der Stadt Rom. Mithilfe eines magischen Mistelzweiges konnte Aeneas schließlich wieder aus der Unterwelt fliehen.

     

    Aeneas und die Stadt Rom

    Die letzte Etappe seiner Irrfahrten führte Aeneas schließlich zur Stadt Latium. Dort wurde er freundlich von Latinus, dem König der Stadt, empfangen. Später heiratete Aeneas dessen Tochter Lavinia, nachdem er ihren bisherigen Verlobten Turnus im Zweikampf besiegt hatte. Zusammen gründeten sie die Stadt Lavinium und bekamen einen Sohn mit den Namen Silvius. Aeneas anderer Sohn Ascanius, aus seiner vorherigen Ehe mit Krëusa, gründete die Stadt Alba Longa, welche auch als „Mutterstadt“ Roms bekannt ist. Nach Ascanius' Tod übernahm sein Halbbruder Silvius die Regentschaft über die Stadt. Auf seine Blutlinie folgten viele weitere Könige von Alba Longa bis hin zu König Numitor und dessen Tochter Rhea Silvia. Zusammen mit dem Kriegsgott Mars bekam diese die Zwillingssöhne Romulus und Remus, welche später die Stadt Rom gründeten.

     

    Aeneas Zusammenfassung

    Die Geschichte des Helden Aeneas wird vom Dichter Vergil in seinem großen zwölfbändigen Epos „Aeneis“ erzählt. Nach dem Fall der großen Stadt Troja flüchtete Aeneas mit seinem blinden Vater Anchises auf den Schultern und seinem Sohn Ascanius an der Hand aus der brennenden Stadt. Zusammen mit weiteren geflüchteten Trojanern bauten sie sich eine Flotte und segelten los. Denn Jupiter hatte Aeneas aufgetragen, ein neues große Troja zu gründen. Sieben Jahre dauerten Aeneas' Irrfahrten an. Die ersten Versuche, sich anzusiedeln, wurden aufgrund schlechter Omen der Götter vereitelt. Durch eine List der Göttin Juno und seiner Mutter Venus landete Aeneas in Karthago, wo er sich in die Königin Dido verliebte. Doch als ihn Jupiter an seine göttliche Aufgabe erinnert, verließ er seine Geliebte, worauf Dido sich aus Verzweiflung das Leben nahm. Da sein Vater Anchises während der Seereise verstarb, begab sich Aeneas in die Unterwelt, um ihn zu finden. In Elysium offenbarte sein Vater ihm die zukünftige Größe und Macht Roms. Schließlich erreichte Aeneas die Tibermündung in Italien. Dort heiratete er Lavinia und gründete ihr zu Ehren die Stadt Lavinium, während sein Sohn Ascanius die Stadt Alba Longa gründete. Viele Hunderte Jahre später gehen aus Aeneas Blutlinie die beiden Zwillingsbrüder Romulus und Remus hervor, welche letztendlich nach einem Machtkampf mit ihrem Onkel die Stadt Rom erbauten.

     

    „Aeneis“ von Vergil – das große Epos des trojanischen Helden

    Noch nicht genug von Aeneas‘ Geschichte? Die insgesamt zwölf Bände des Epos „Aeneis“ von Vergil erzählen ausführlich über das Leben des trojanischen Heroen, seine Heldentaten und seinen Irrfahrten. Vergil hat sich bei der Erschaffung seines Werkes stark von den epischen Traditionen der griechischen Literatur, insbesondere von Homers „Ilias“ und „Odyssee“, beeinflussen lassen. Doch die Geschichte ist aus der römischen Perspektive geschrieben und enthält zahlreiche Verweise auf die Historie und Mythologie Roms. Die „Aeneis“ verbindet das sagenhafte Erbe der Trojaner mit der Gründungsgeschichte Roms. Es ist ein Epos über Schicksal, Heldenmut, Liebe und dem Verhältnis zwischen den Göttern und den Menschen.

    Aeneis Vergil

    Kathleen Miller
    Autorin

    Schon immer hat mich die Welt des Übernatürlichen interessiert. Erst habe ich nur Fantasy-Bücher gelesen, heute bin ich Bloggerin und angehende Autorin. Mit meinem Blog möchte ich dich weg vom Alltag und zurück in die Welt der Bücher, Götter und Fabelwesen führen. Denn solange wir noch an der Fantasie festhalten, solange besteht die Möglichkeiten, dass Drachen vielleicht doch existieren.

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